Social Gaming mit Zynga

Social Gaming : Zynga meldet Verluste

Sie pflanzen Gerste, legen sich mit Mafiabossen an oder kümmern sich um eine neue Bedachung für den Zooelephanten: Die „Zocker“ von Social Games.

Siebzig Millionen Menschen beschäftigen sich allein auf Facebook aktiv mit dem Spiel Farmville und kümmern sich stundenlang und liebevoll um ihren virtuellen Bauernhof. Social Gaming ist das Zauberwort überhaupt für einen explodieren und immer stärker werdenden Markt.

Das Zynga Firmenlogo

Das Zynga Firmenlogo

Einer der ganz Großen in diesem umkämpften Ring ist die amerikanische Firma Zynga, die jüngst mit dem Gang auf das heilige Börsenparkett für Furore sorgte und nun in der Realität angekommen ist. Mit knappen 6 Milliarden an Wert steht das Unternehmen derzeit in den Büchern. Etwa 50 Spiele bietet das 2005 von Mark Pincus gegründete Unternehmen inzwischen an und geschätzte 250 Millionen Menschen tauchen treu und intensiv in die virtuellen Welten ein. Zynga, auch Herausgeber von anderen beliebten Spielen auf Facebook wie Mafia Wars, gilt als Vorbote und Temperaturfühler für den anstehenden Börsengang von Facebook. Als Haupteinnahmequelle steht der Kauf von virtuellen Gütern. So lässt sich der Bauernhof mit allerlei notwendigem „Klimbim“ ausstatten. Den Spieler erfreut es und die Kassen des Anbieters beschwert es. Muuuh! Etwa jeder zehnte Dollar des Facebook Umsatzes soll schon in die Zynga Kassen wandern.

Der Anfang vom Ende – Platzen jetzt die neuen Blasen?

Erst wenige Wochen liegt der gigantische Börsenstart zurück. Jetzt musste Zynga erfahren, wie gnadenlos die Börse sein kann: Der Onlinespiele-Hersteller vermeldete am vergangenen Dienstag einen hübschen Verlust von 435 Millionen Dollar für das vierte Quartal 2011. Die Anleger reagierten schneller als das virtuelle Unkraut wächst: Sie schickten die Aktie an der Technologiebörse Nasdaq um fast elf Prozent die Treppe hinunter.

Die Verluste, so die Geschäftsleitung, ist aber wohl auf enorme Einmalzahlungen zurück zu führen. So musste Zynga als Folge des Börsengangs im Dezember aktienbasierte Bonuszahlungen in Höhe von 510 Millionen Dollar an Mitarbeiter und Management auszahlen. Ohne diese Ausgaben hätte der Social Gaming Gigant mit 42 Millionen Dollar knapp die Gewinnzone erreicht.

Dennoch beunruhigen die Zahlen Anleger wie Analysten. Denn um langfristig genug Spieler anzuziehen, muss das Unternehmen angesichts wachsender Konkurrenz ständig in Neuentwicklungen investieren. „Je mehr Spaß, je sozialer und je zugänglicher ein Spiel ist, desto mehr Spieler werden auch zu Zahlern“, fasste es Zynga-Geschäftsführer am Dienstag zusammen (diverse Presseberichte).

Da explodiert nicht nur das Gangsterauto

Es ist der enorme Anstieg der Kosten, welcher Zynga zu schaffen macht. Die Social Gamer lechzen nach immer neuen Funktionen oder gar neuen Spielen. Allein die Entwicklungskosten haben sich binnen eines Jahres verachtfacht. Auch die Zahl der Mitarbeiter und die Vertriebskosten entwicklen sich nicht im Verhältnis zum Umsatz. Weitere Probleme bereitet die ‚Umsonstmentatilität‘: Nur 2,9 Millionen Nutzer sind überhaupt bereit regelmäßig für Ihre Zockeraktivitäten reales Geld zu zahlen.

Das erwirtschaftete Geld wandert dann noch zu 30% in die Schatulle von Facebook. Die Abhängigkeit von Facebook ist ein weiteres Manko des kalifornischen Unternehmens: 97% des Umsatzes wird auf eben dieser sozialen Plattform gemacht.

Aussicht – heiter:

Firmengründer Mark Pincus gibt sich dennoch gekonnt optimistisch und blickt auf einen geplanten Umsatz von bis zu 1,45 Milliarden US-Dollar im laufenden Jahr 2012.

Einen bitteren Beigeschmack hat die Sache aber doch: Zynga ist der Vorbote für den anstehenden Börsengang von Facebook. Mit Zynga sollte der mögliche Erfolg der Social Media Welt für die Börse schmackhaft gemacht werden. Der Gang auf das Parkett war zunächst ein Erfolg, aber die realen Zahlen und die aktuellen Verluste sprechen eine ernste Sprache. Die hippe Social Media Revolution muss spätestens an der Tür zur Börse doch reichlich Stoff lassen ….

Digitale Grüße
XOXO Matthias

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Matthias-M. Pook

Social Media Manager (FH). Mehr über Matthias und den Blog Netzschnipsel findest Du unter den Menüpunkten "Autor" sowie "Über".

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