Deutschland muss Hausaufgaben machen. Nicht Facebook!

Gedankenspiele: Staatsanwaltschaft München gegen Facebook

Ich bezeichnete Facebook in den Urzeiten als meine digitale Stammkneipe. Aus aktuellem Anlass dazu eine kleine Geschichte:

Zwei Münchner Staatsanwälte sitzen relaxt mit samt bayrischer Bierspezialität in einer Kneipe und lauschen einem Gespräch direkt an der Bar. Es geht unverkennbar um rechte Hetze, Leugnung deutscher Tatsächlichkeiten und anderen Stammtisch Murks.

Einige Gäste mischen sich in das Gespräch ein, unterstützen die gewagten Thesen oder schütten etwas Obstler über die faschistoiden Denker.

Bei der nächsten Bestellung – den hohen Herren der Justiz grämt es inzwischen nach Haxe mit Kraut – wird der Gastwirt gebeten, die perfiden Zeitgenossen des Lokales zu verweisen.

Der Wirt verweist auf sein Hausrecht, seine Geschäftsbedingungen und die Tatsache, dass inzwischen auch jede Kellnerin nicht nur alkoholisch angeschlagene Gäste, sondern auch die Hetzer aufmerksam verfolgen und nötigenfalls vor die Tür setzen solle. Immer würde dies nicht gelingen, da der Laden permanent voll ist und recht viele Aufgaben parallel erledigt werden müssen.

 

Facebook unternimmt mehr als die deutsche Justiz!

Die Staatsanwaltschaft München hat ein Ermittlungsverfahren gegen Facebook-Chef Mark Zuckerberg und neun weitere Manager des Unternehmens eingeleitet. Dies berichtet der Würzburger Anwalt Chan-jo Jun, der die auslösende Anzeige gestellt hatte. Der Verdacht lautet auf Beihilfe zur Volksverhetzung. Der Anwalt beschuldigte die Manager des US-Konzerns Mordaufrufe, Gewaltandrohungen, Holocaustleugnung und andere Delikte zu dulden.

Hier muss ich wieder an die Haxe und Bier geniessenden Staatsanwälte denken: Die Leugner, Hetzer und Pädophilen werden ihnen doch auf dem Silbertablett serviert. Aber statt in Eigenregie zu handeln und gegen solche Menschen vorzugehen (im Grunde liegen die Personalausweise ja im übertragenen Sinn schon auf dem Tisch), wird der Bock zum Gärtner gemacht.

Einblick: Server von Facebook (Quelle: Facebook)

Einblick: Server von Facebook (Quelle: Facebook)

Deutscher Neid und kalifornischer Erfolg

Derzeit 1.700.000.000 (wörtliche Kurzform 1,7 Milliarden) hat das zuckerbergsche Imperium Menschen unter seinem blauen Dach vereint (Stand 3.Q 2016) . Die tägliche Anzahl der Postings kann nicht einmal mit den Finger aller Menschen dieser Welt gezählt werden.

Seit Anfang 2016 unternimmt Facebook enorme Anstrengungen, Hasskommentare in den Timelines und Diskussionen zu verbannen. Mit einer „Hundertschaft“ gestellt durch die Bertelsmann Tochter Avarto wird gegen niederträchtiges Geschwätz an der virtuellen Bar vorgegangen.

Es stände der deutschen Justiz aber besser, wenn sie selbst aktiv werden würde, was so einfach (subjektiv) erscheint. Statt den Anbieter des größten sozialen Netzwerks ständig anzufeinden, wären eigene Maßnahmen durchaus sinnvoll und durchsetzbar.

Die Exekutive könnte (real nicht virtuell) vor den meisten Wohnungstüren stehen und die Hassprediger der Justiz überführen. Aber Nein, es wird wie gewohnt alles abgewälzt und die Umlaufmappen von A nach B geschleppt.

Ein Stück sind wir somit wieder beim oben genannten Gastwirt: Seine Aufgabe ist die Bewirtung und nicht die permanente Moderation der Gespräche. Wenn die Barhocker fliegen, muss die Exekutive ran! Fertig!

Vereint mit der Überzeugung, dass Deutschland Social-Networking nicht versteht und die Revolution der Kommunikation nicht verstehen möchte, sehe ich kaum noch eine Möglichkeit, dass Facebook freiwillig den Standort Deutschland (Facebook GmbH in Hamburg) hält. Als Zuckerberg hätte ich simpel „kein Bock mehr drauf“.

 


Mein Nachbar schwätzt – Facebook reagiert

Zum Abschluss noch die Anekdote zur Übertragung von Facebook in die gelebte und geliebte Gegenwart. Anschauungsmaterial für die Mittelstufe: Aufgrund von scheinbarer Langeweile und vornehmlich perfider Lust auf Rampenlicht bringt der Würzburger Anwalt Chan-jo Jun nun einen Großteil der führenden Personen von Facebook in ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft.

Ich würde der Staatsanwaltschaft empfehlen, ihm einen Automatenkaffee zu spendieren, sich nett zu verabschieden und dann die ganzen Hetzer und Hassprediger mit Hilfe der Exekutive dingfest zu machen.

Facebook präsentiert sie Euch täglich auf dem zitierten Silbertablett, aber die Zeilen Enden nur mit Eurer Hilfe.

In Erinnerung: Facebook ist nur ein erfolgreicher und liebenswerter Gastwirt!

 

Matthias-M. Pook

Social Media Manager (FH). Mehr über Matthias und den Blog Netzschnipsel findest Du unter den Menüpunkten "Autor" sowie "Über".

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