Twitter: Freiheit ade durch neue Bestimmungen

Twitter erkrankt am Microsoft-Syndrom

Wer Netzschnipsel etwas besser kennt, weiß, dass wir vor einiger Zeit einmal über das Microsoft-Syndrom berichtet haben. Zumeist werden IT- oder Social Media-Unternehmen von diesem Syndrom befallen – und zumeist stecken finanzielle Interessen dahinter. Kurz zusammengefasst: Das Syndrom lässt ein Unternehmen den Blick für den Kunden verlieren und Entscheidungen treffen, die nicht im Interesse des Kunden, dafür aber im Interesse des Unternehmens sind. In den letzten Tagen ist Twitter in den Vordergrund gerückt – was ist passiert?

Twitter: Keine Freiheit für Entwickler

Der Micro-Blog war lange Zeit als eine Entwicklern gegenüber sehr offene Plattform bekannt. Die Entwicklung externer Apps wurde uneingeschränkt erlaubt und ermöglichte das Entstehen von besonders beliebten externen Apps wie Echofon, Twitpic, oder Twitterrific. Die jüngste Entscheidung Twitters, es unabhängigen Entwicklern nun schwerer zu machen, eigene Apps zu gestalten, zeigt jedoch, dass sich der Wind bei dem Unternehmen gedreht hat – wohl nicht zuletzt, weil Twitter immer noch an der fehlenden ausreichenden Monetisierung knabbert. Unter der Oberfläche brodelte es anscheinend schon seit längerem. So betonte der Twitter-Mitarbeiter Ryan Sarver laut Medienberichten im März 2011, dass Software-Entwickler keine Client Apps kreieren sollten, die die Mainstream-Twitter-Erfahrung nachahmen. Diese Worte nahmen vor wenigen Tagen konkrete Formen an. Wie Twitter in einer offiziellen Pressemitteilung ankündigte, ist es bald vorbei mit dem Free-Twitter-Universe. Mit der Begründung, Spambots und unerlaubte Aufgriffe besser kontrollieren zu können, schränkt Twitter nun den Zugriff externer Entwickler auf die eigene API ein.

Totale Beschränkung bei Twitter-Apps

Auch die Nutzerzahl „inoffizieller“ Apps wurde nun auf 100.000 beschränkt. Ausgenommen sind hierbei Apps, die jetzt schon 100.000 Nutzer besitzen – diese dürfen auf 200% ihrer aktuellen Nutzerzahl ansteigen. Doch was passiert, wenn die inoffiziellen Twitter-Apps die Grenze ihrer Nutzerzahl überschritten haben? Direkte Zusammenarbeit mit Twitter ist hier ausdrücklich erwünscht: “direkte Zusammenarbeit mit uns ist benötigt, wenn die App mehr als eine Million individueller Nutzer benötigt.” Doch wie diese Zusammenarbeit aussehen soll, wird nicht erwähnt. Und was passiert, wenn die Zusammenarbeit abgelehnt wird? Wird die App dann aus dem Store geschmissen? Konkrete Antworten gibt es dazu auch noch nicht. Alternativen für [Tablet]-Nutzer gibt es zur Genüge, wie zum Beispiel das Konkurrenzunternehmen App.net, welches mit uneingeschränkter Freigabe an Drittanbieter prahlt – ob dies den durchschnittlichen Nutzer zufriedenstellt, ist jedoch fraglich.

Darüber hinaus sollte jedoch hinterfragt werden, ob Twitter wirklich eine kluge Strategie verfolgt – so sind es doch auch freie App-Entwickler, die Nutzer zum Kurzmitteilungsdienst locken. Wir werden sehen, ob Twitter sich nicht ohne Not die Finger verbrennt.

Natürlich sind wir auch da! Netzschnipsel auf Twitter

 

 

 

 

Matthias-M. Pook

Social Media Manager (FH). Mehr über Matthias und den Blog Netzschnipsel findest Du unter den Menüpunkten "Autor" sowie "Über".

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