Facebook: Verlage holen die Leser ab!
Verleger erobern Social Media
Nicht der Tisch im Buchladen ist die lohnenswerte Präsentationsplattform für das Verlagswesen, sondern die sozialen Netwerke. Wenn man an die leidige Diskussion um das E-Book denkt, könnten Verlage hier nun beweisen, dass zumindest ihre Marketingstrategen den Zahn der Zeit erkannt haben. Besonders die jungen Leser werden nun da abgeholt, wo sie sind: Auf Facebook & Co. Das zuckerbergsche Social Imperium ist in den letzten Jahren so sehr in Deutschland gewachsen, dass schon mehr als ein Viertel der Bundesbürger bei dem sozialen Netzwerk angemeldet sind. Wie es scheint, sind sogar die Toten wieder auferstanden, um auf auf Facebook zu posten. Hier kann man sich zumindest davon überzeugen, dass der große Philosoph des 18. Jahrhunderts, Immanuel Kant, ein Facebook-Profil hat.
Diskussionen 2.0 – Verlagerung in das Social Network
Natürlich wird es niemanden überraschen, dass es sich nicht um den wirklichen Immanuel Kant handelt – vielmehr steckt wohl ein von ihm begeisterter Zeitgenosse hinter der Facebook-Seite. Sie zeigt aber, dass sich einige Lebensbereiche wie auch sozialtheoretische oder philosophische Diskussionen mittlerweile so sehr in das Netz verlagert haben, dass es normal zu sein scheint, Kants Thesen in dem sozialen Netzwerk zu diskutieren. Nicht nur Kant, sondern auch weitere verstorbene Persönlichkeiten wie Heinrich Heine oder Hermann Hesse sind mit Profilen auf Facebook vertreten. In manchen Fällen sind es aber auch Buchverlage, die Facebook-Seiten dazu verwenden, um mit den Lesern über die Notebooks der Nation in Kontakt zu treten.
Verlagswesen 2.0 – Facebook gewinnt Vertrauen
Auf ZEIT ONLINE wurde vor einigen Monaten darüber berichtet, wie der Suhrkamp-Verlag die Facebook-Seite Hermann Hesses dazu eingerichtet hat, um eine gewisse Nähe zum Leser herzustellen. Dem Artikel zufolge zeigt sich hieran vor allem, dass die Verlage verstärkt versuchen, junge Leser anzuwerben und anzusprechen. Auch wenn diese Art des Marketings noch in den Kinderschuhen steckt, zeigt sie doch einen interessanten Trend – die Verlage schätzen ihre Leser als viel technikoffener ein, als noch vor einigen Jahren. Vorbei sind die Zeiten, in denen man sich vorstellte, dass der typische Brecht- oder Hesse-Leser Kindle-feindlich ist und fanatisch das gedruckte Buch verteidigt. Wer umweltbewusst ist, entscheidet sich heute eher gegen das Buch und für das E-Book. Mit Hinblick auf Facebook offenbart sich an dem Beispiel Hermann Hesses aber eine weitere Erkenntnis. Während StudiVZ oder SchülerVZ eher das Image hatten, die durchzechneten Nächte zu publizieren, hat Facebook ein breiteres Image – es bietet auch eine Plattform für Literatur oder darüber hinaus für politische, philosophische oder sozialtheoretische Diskussionen. Für all diejenigen, die Kultur vermarkten möchten, bieten sich hiermit viel mehr Möglichkeiten, als noch in den VZ-Netzwerken. Zum Niedergang der einstiegen deutschen Vorzeigenetzwerke haben wir in der Vergangenheit schon mehrfach berichtet.
Jugend 2.0 – Über Facebook zur Leseratte
Solche Versuche deutscher Verlage stehen noch am Anfang – es ist aber interessant mitanzusehen, wie versucht wird, Jugendliche da ‚abzuholen‘, wo sie sind, um sie für die Literatur zu begeistern: auf den Social Media Netzwerken. Die IT und das Buch schließen sich also in der allgemeinen Wahrnehmung nicht mehr aus.Wieviel soziale Medien jedoch konkret zum Erfolg von Büchern beitragen können, bleibt ungewiss. Wie der Spiegel eindrucksvoll belegt, kommen viele Bücher, die heutzutage veröffentlicht werden, ganz ohne die Hilfe von Facebook und Co. In die Schlagzeilen – Charlotte Roches Bücher sind dafür exemplarisch.
Digitale Grüße
XOXO Matthias