StudiVZ als Facebook Opfer

StudiVZ nähert sich dem Nullpunkt

Während das Zuckerbergsche Social-Imperium die Schlagzeilen permanent bestimmt und der geplante Börsengang zum großen Thema mutiert, wird es um einen ehemaligen Rivalen ziemlich still: StudiVZ und die anderen VZ-Netzwerke drohen in der Unkenntlichkeit zu verstümmeln. Dies liegt jedoch nicht nur an dem mangelnden medialen Interesse, sondern ist mit harten Fakten belegt. Ende Dezember 2011 verzeichnete das Trio (StudiVZ, SchülerVZ und FreundeVZ) nurnoch 77 Millionen Seitenaufrufe, was ein Minus von fast 80% im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.

StudiVZ als Vorreiter des Social Networking

StudiVZ und SchülerVZ waren einst die Vorreiter der sozialen Netzwerke in Deutschland und sorgten für einen ersten echten Durchbruch dieser Form des „Miteinander“. Doch mit dem enormen Innovationstempo von Facebook kam das deutlich kleinere Team nicht mit. Auch der Verweis auf den guten Datenschutz, ein Traum im Vergleich zu Facebook, fand bei den zumeist jungen Nutzern keinen nennenswerten Anklang. So fand sich die Holtzbrinck-Tochter plötzlich damit ab, nur ein Nischenanbieter zu sein: «Wir glauben nicht, dass die Nutzer von Facebook zurückkommen. Wir müssen uns auf die konzentrieren, die noch da sind», sagte der damalige VZ-Chef Clemens Riedl im September 2011 bei einem Interview mit dem Blog «Basic Thinking».

Die VZ-Netzwerke versuchen seitdem einen Neustart – mit einem überarbeiteten Design und Zusatzfunktionen wie einem Gruppenchat. Die Nutzer – laut AGOF waren von den 16 Millionen registrierten im Oktober 5,9 Millionen aktiv – können sich über ein Bewertungssystem und Feedback-Optionen zu Wort melden. Im zweiten Quartal soll der Umbau abgeschlossen sein. Neben der Umgestaltung werde derzeit eine strategische Neuausrichtung «intensiv geplant», erklärt das Unternehmen auf Anfrage. Dabei gehe es vor allem darum, «neue Zielgruppen zu erreichen». Wo genau diese Nische sein soll, ist also noch offen. Immerhin: Die VZ-Netzwerke arbeiten nach eigenen Angaben an der Gewinnschwelle.

Social Media braucht Heimat

Wer sich gegen die amerikanische Übermacht erfolgreich wehren möchte, braucht einen starken Heimatmarkt. Hier wird oft die Zahl von 100 Millionen Nutzern genannt, die nicht nur für passende Interaktion sorgen, sondern auch für ein wirtschaftliches Arbeiten des Anbieters sorgen. Die beigefügte World Map of Social Network macht diese These deutlich. Die fast komplett blau eingefärbte Weltkarte zeigt die letzten Bastionen, die sich gegen den kalifornischen Primus wehren: Brasilien mit Orkut, Russland mit VKontakte und China mit Qzone sind Beispiele für (noch) erfolgreiches Abwehrverhalten.

Ein weiterer Kraftakt wird aber auch benötigt, um die Netzwerke in anderen Ländern zu platzieren. Die VZ-Netzwerke um StudiVZ haben es leider nicht geschafft, zumindest mal auf europäischer Ebene ein Schwergewicht zu werden. Auch hier scheint es zunächst wichtig, einen starken Heimatmarkt erobert und im Rücken zu haben, um die Expansionsgelüste erfolgreich auszuleben. In diesem Kontext sind auch Twitter, LinkedIn und das neue Hype-Netz Pinterest zu nennen. Die technisch hoch entwickelten, den Datenschutz vernachlässigenden und mit risikofreudigen Investoren zersetzten USA diktieren den Social Media Markt in Sachen Netzwerke nach belieben. Schade um StudiVZ und Co.!

Fazit zum Niedergang von StudiVZ

Die Zahlen sprechen gegen StudiVZ und für Facebook. Da gibt es wenig zu deuten und zu lamentieren. Fraglich ist allein der Zeitpunkt, wann Facebook die Milliarde knackt und die StudiVZ Tore geschlossen werden. Vielleicht gelingt es StudiVZ noch mit den letzten Atemzügen eine lukrative Nische zu besetzen. Ob es Sinn macht, auf der Startseite – wie aktuell – das schönste Katzenbild zu prämieren bleibt fraglich und von den überzeugten Datenschützern allein, kann auch niemand leben. Ein schlauer Tip wäre vermessen, aber einen Dank für tolle Jahre mit dem einstigen Vorzeigenetzwerk können wir aussprechen. War schön mit Euch!

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Matthias-M. Pook

Social Media Manager (FH). Mehr über Matthias und den Blog Netzschnipsel findest Du unter den Menüpunkten "Autor" sowie "Über".

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