Janines TagesTalk: Freunde-Finder wird zur juristischen Niederlage
Janines TT: Facebook – Datenschutz bleibt Datenschmutz
Facebook ist in den letzten Monaten immer wieder durch seine Bestimmungen über den Datenschutz ins Gespräch gekommen. Wir erinnern uns noch lebhaft an die Proteste angesichts der Einführung der Timeline, die es Freunden nun ermöglicht, ganz einfach in Jahre alten Statusmeldungen herumzustöbern. Diese und andere Meldungen führten veranlassten die ARD vor ein paar Monaten dazu, eine kritische, wenn auch für den Facebook-Kenner erhellende Dokumentation über das soziale Netzwerk auszustrahlen. Von dem Internet-Riesen wurden hingegen Befürchtungen hinsichtlich des gläsernen Facebook-Users in der Regel zurückgewiesen.
Die Facebook Schlappe vor dem Landgericht Berlin
Nun musste Facebook letzte Woche aber eine gerichtliche Schlappe einstecken, die erneut Fragen zu dem Umgang mit den Daten seiner Nutzer aufwirft. Konkret geht es um den so genannten Freunde-Finder. Dem Landgericht Berlin (LG Berlin, Urteil vom 06.03.2012, AZ 16 O 551/10) zufolge sei es unzulässig, dass dieser Freunde-Finder es dem Unternehmen ermögliche, auf die E-Mail-Kontaktdaten eines Mitgliedes zuzugreifen, ohne es ausreichend über diesen Vorgang zu informieren. Es folgte damit in weiten Teilen der Ansicht des Beschwerdeführers, der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV). Das Gericht nahm ebenfalls zum veränderten Freunde-Finder Stellung, der seiner Ansicht nach aber keine grundlegende Verbesserung darstelle. Es kritisierte konkret die automatische Versendung von Kontaktanfragen an Nichtmitglieder gegen deren Einwilligung nach der Aktivierung des Freunde-Finders. Das Urteil ist zwar noch nicht rechtskräftig, aber es ist juristisch gesehen eine Niederlage auf ganzer Linie.
Was bedeutet diese gerichtliche Schlappe jedoch darüber hinaus für das soziale Netzwerk? Im Zusammenhang mit anderen Meldungen zur Timeline, den Risiken des Like-Buttons und anderen Fragen bekommt Facebook zumindest in Deutschland ein immer größer werdendes Imageproblem. Facebook muss vor allem den Anschein vermeiden, dass es mit Hinblick auf den Datenschutz eine Asymmetrie im Kräfteverhältnis zwischen Nutzer und Unternehmen gibt und dass das Unternehmen aggressiv wachsen und seine Einnahmequellen vermehren will.
Das Microsoft-Syndrom – Nutzer auf dem Abstellgleis
Facebook muss ferner darauf achten, nicht bald am „Microsoft-Syndrom“ zu leiden. Dieses Syndrom lässt sich laut Spiegel Online mit einem Satz zusammenfassen: „hier stehen die Interessen des Anbieters im Vordergrund – nicht die der Nutzer.“ Microsofts zahlreiche Gerichtsverfahren aufgrund seiner Monopolstellung führten nicht zuletzt zu seinem Ansehensverlust und zum Aufstieg Apples und zu einem rapiden Imageverlust. Zudem hat die jüngste Kampagne „Europe versus Facebook“ des österreichischen Jura-Studenten Max Schrems schon zu einigen Negativschlagzeilen geführt. Medienberichten zufolge wurde Schrem initiativ, als er diese Worte eines Facebook-Sprechers, der seine amerikanische Universität besuchte, vernahm: „Der Datenschutz in Europa ist ziemlich egal. Die können eh nichts machen. Wir interpretieren Gesetze sowieso, wie wir es wollen.“ Auch wenn es keine ernsthaften Facebook-Konkurrenten gibt, können Sätze wie diese zum Bumerang werden.
Fazit – Facebook kann sich nur selber fressen
Um die User an den Notebooks, PCs und Smartphones zu binden, muss Facebook handeln und einen Ausgleich zwischen seinen unternehmerischen Interessen und dem Datenschutz seiner Mitglieder finden. Wir sind noch weit von einer Massenflucht aus dem sozialen Netzwerk entfernt. Es scheint aber, als könnte nur Facebook selbst zu einer Gefahr für Facebook werden.
XOXO
Janine
Anderes Thema: Zum Facebook Börsengang haben wir Euch vor einiger Zeit auch eine nette Grafik gezeigt…
